Der Verdacht erhärtet sich. Wir beobachten es immer wieder in unserer alltäglichen Praxis und die Wissenschaft bestätigt es erneut. Eine Covid-Erkrankung – besonders wenn sie ausgeprägt ist – macht älter (siehe hierzu Blogpost 1 und Blogpost 2). Allerdings ist diese Alterung meistens nicht dauerhaft!
Im Artikel „Biological age is increased by stress and restored upon recovery“ aus Cell Biology, den wir in einem Blogpost zu Stress schon erwähnt hatten, wurde postuliert, dass signifikante Stressoren wie eine Notoperation, eine Schwangerschaft oder eine schwere Covid-Erkrankung eine signifikante epigenetische Alterung verursachen können. Diese Alterung scheint aber reversibel zu sein – sprich sie normalisiert sich in der Regel über einen gewissen Zeitraum.
Die Kohorte an Covid-erkrankten Menschen, die für die Studie beobachtet wurde, war zwar klein: 10 Patientinnen (Durchschnittsalter: 59,53) und 19 Patienten (Durchschnittsalter: 61,39). Alle waren so schwer erkrankt, dass sie künstlich beatmet werden und einen längeren Zeitraum in einer Intensivstation verbringen mussten. Während epigenetische Uhren der ersten Generation keine Schwankungen des biologischen Alters aufdecken konnten, konnte dies die zweite Generation durchaus bestätigen. Dennoch erwiesen sich die Schwankungen als sehr unterschiedlich ausgeprägt, je nach eingesetzter Uhr und nach Geschlecht. Bei Männern erwies sich die Erholung im beobachteten Zeitraum als nicht signifikant. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass sowohl Verlauf als auch Überlebensraten bei männlichen Patienten allgemein schlechter sind. Darüber hinaus, da die Abschlussmessungen bei der Entlassung der Patienten aus dem Krankenhaus durchgeführt wurden, könnte es auch durchaus sein, dass die Erholung bei männlichen Patienten einfach länger dauert.
Anhand von Betatests sowie Supportfällen konnten wir bei epiAge allerdings feststellen, dass auch mildere Covid Verläufe eine Beschleunigung des biologischen Alters verursachen können. Aber in der Regel erfuhren beide Geschlechter eine Normalisierung über drei bis sechs Monate nach der Krankheit – auch wenn diese Erkenntnisse natürlich eher als empirisch-anekdotisch zu betrachten sind.
Quelle
Jesse R. Poganik, Bohan Zhang, Gurpreet S. Baht, Alexander Tyshkovskiy, Amy Deik, Csaba Kerepesi, Sun Hee Yim, Ake T. Lu, Amin Haghani, Tong Gong, Anna M. Hedman, Ellika Andolf, Göran Pershagen, Catarina Almqvist, Clary B. Clish, Steve Horvath, James P. White, Vadim N. Gladyshev, „Biological age is increased by stress and restored upon recovery“, Cell Metabolism,Volume 35, Issue 5, 2023, 807-820.e5, https://doi.org/10.1016/j.cmet.2023.03.015. Online: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1550413123000931 (letzter Zugriff: 12.06.2023)