Zurück zur Übersicht

Gute Gene oder Guter Lebensstil: Was Bestimmt die Lebenserwartung?

Es sind nicht ausschließlich Ihre Gene, die Ihr Schicksal bestimmen!

Dr. Gwen Bingle
|
5.14.2024

 Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Gene gegen Sie arbeiten?

Vielleicht stammen Sie aus einer Familie, die von Krebs, Diabetes oder Demenz geplagt ist, und fragen sich, ob Sie etwas dagegen tun können. Vielleicht haben Sie bereits aufgegeben und beschlossen, sich an das Motto „Lasst uns essen und trinken, denn morgen …“ zu halten, es sei denn, Sie leben lieber nach dem „Couch Potato“ Credo.

Die gute Nachricht ist jedoch – laut einer neuen Studie (Bian Z, Wang L, Fan R, et al. BMJ Evidence-Based Medicine.doi:10.1136/bmjebm-2023-112583) – dass selbst „schlechte Gene“ keine Entschuldigung dafür sind, es mit dem „guten Lebensstil“ aufzugeben. In der Tat stellen die Autoren fest, dass „das genetische Risiko einer kürzeren Lebensspanne oder eines vorzeitigen Todes durch einen günstigen Lebensstil um etwa 62 % ausgeglichen werden könnte“. Umgekehrt bedeutet die fatalistische (und passive) Annahme schlechter Aussichten, wenn man eine ungünstige genetische Veranlagung hat, dass man ein „2,04-fach höheres Sterberisiko im Vergleich zu Personen mit einer genetischen Veranlagung für eine lange Lebensspanne und einem günstigen Lebensstil“ haben könnte. Wie die Forscher weiterausführen, kann es sich also wirklich auszahlen, trotz schwieriger familiärer Gesundheitsgeschichte auf sich selbst aufzupassen: „Teilnehmer mit hohem genetischem Risiko könnten mit einem günstigen Lebensstil ihre Lebenserwartung im Alter von 40 Jahren um etwa 5,22 Jahre verlängern“.

Die in China und Schottland ansässigen Studienautoren konnten auf der Grundlage einer großen Kohorte von 353 742 Teilnehmern europäischer Abstammung (aus der UK Biobank, mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 12,86 Jahren) sowie von Daten aus den LifeGen- und US NHANES-Kohorten fundierte Erkenntnisse gewinnen. Dennoch müssen diese aufgrund der fehlenden ethnischen Vielfalt in anderen Settings noch validiert werden.

Ferner analysierten die Forscher auch die Gewichtung gesunder Lebensstilfaktoren in Bezug auf die Lebenserwartung und kamen zu dem Schluss, dass „Nichtrauchen, regelmäßige körperliche Betätigung, ausreichende Schlafdauer und gesunde Ernährung“ die größten Vorteile bringen.

Natürlich predigen wir bei epiAge schon lange das Evangelium des gesunden Lebensstils (anstelle "der" magischen Longevity-Pille), weil wir die Auswirkungen von Lebensstiländerungen auf das biologische Alter tagein, tagaus beobachten. Aber es ist schön, von einer weiteren wissenschaftlichen Korrelation zu hören, die unsere täglichen Erfahrungen untermauert.

Wäre es also nicht an der Zeit, nach der Siesta von der Couch aufzuspringen, sich mehr zu bewegen und zu prüfen, was in Ihrem Glas ist oder auf Ihrem Teller liegt – unabhängig von Ihrem vermeintlichen genetischen „Schicksal“?

Quelle

Bian Z, Wang L, Fan R, et al. “Genetic predisposition, modifiable lifestyles, and their joint effects on human lifespan: evidence from multiple cohort studies”. BMJ Evidence-Based Medicine. Published Online First: 29April 2024. doi: 10.1136/bmjebm-2023-112583. Online: https://ebm.bmj.com/content/early/2024/04/16/bmjebm-2023-112583

BEITRAG VON
Dr. Gwen Bingle
epiAge Deutschland Content & Customer Relations
Zurück zur Übersicht
© epi-age.de 2024